-
31.03.2016
- Smart Factory: Kommissionierung der Zukunft
- Autonome Warenanlieferung in der Audi Logistik
Audi dreht die Waren-Kommissionierung um und geht einen weiteren Schritt Richtung Smart Factory: Mitarbeiter der Logistik holen die Materialien nicht mehr aus Regalen – diese kommen auf Fahrerlosen Transportsystemen zu ihnen. Autorin Stephanie Huber hat sich angesehen, wie die Kommissionierung von morgen abläuft.
Audi-Werk in Ingolstadt in einem großen weißen Zelt: Hier findet das Pilotprojekt „Supermarkt der Zukunft“ statt. Ein Supermarkt bei einem Automobilhersteller? Ich lasse mich mal überraschen und schlüpfe durch den Eingang des Zeltes. Sogleich fährt ein mit Kartons beladenes Regal an mir vorbei. Es scheint zu schweben, fährt völlig autonom. Mit einem leisen Surren biegt es um ein stehendes Regal und bleibt schließlich vor Harald-Josef Hanrieder stehen.
Der Supermarkt wird intelligent
Hanrieder ist Mitarbeiter in der Kommissionierung – also der Abteilung, die täglich die Materialregale für die Montagelinie zusammenstellt. Im Arbeitsalltag schieben die Kommissionierer einen Rollwagen durch die Regalreihen und nehmen sich die Waren heraus, die auf ihrem Auftrag stehen – ganz so wie im Supermarkt. Doch diese Aufgabe wird künftig ganz anders aussehen, sagt Axel Bley, Leiter der Audi Logistik-Konzeptentwicklung: „Im Supermarkt der Zukunft drehen wir das Prinzip um: Die Ware kommt dann zum Mitarbeiter und zwar völlig autonom auf Fahrerlosen Transportsystemen.“
Fahrerlose Transportsysteme? Die mit acht Akkus betriebenen Roboter sehen aus wie flache Boxen mit zwei Rädern und navigieren völlig autonom durch den Kommissionierungsbereich. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 3,6 Kilometer pro Stunde fahren sie unter den Regalen hindurch und bleibt unter ihrem Zielregal stehen. Dort wachsen die Fahrerlosen Transportsysteme (FTS) ein paar Zentimeter in die Höhe, heben das Regal an und transportieren es zum Arbeitsplatz des Kommissionierers.
Montage und Logistik: Vernetzung in Echtzeit
Das FTS liefert Kommissionierer Hanrieder stets das richtige Regal zur richtigen Zeit an. „Der Wechsel der Regale dauert nur vier Sekunden. Warten muss ich somit nie auf meine Waren“, sagt Hanrieder. Welches Regal wann bei dem Audi-Mitarbeiter stehen muss, erfahren die FTS über ein zentrales Steuerungssystem. Per WLAN sendet das Steuerungssystem bedarfsgerecht die Transportaufträge an die Roboter. Auf ihrem Weg zum Kommissionierer orientieren sie sich an QR-Codes am Boden, die sie mit einer Kamera an der Unterseite lesen können.

Die Fahrerlosen Transportsysteme fahren unter die Regale, heben sie an und bringen sie im Anschluss zum Arbeitsplatz des Kommissionierers.
Wie die autonome Warenlieferung funktioniert, weiß ich jetzt. Doch welche Vorteile bringt das neue System? „Der Supermarkt der Zukunft ist ergonomischer, effizienter und flexibler“, sagt Bley. „Und er spart viel Lagerfläche.“ Letztgenanntes wird mir schnell klar: Da die FTS keine breiten Fahrstraßen benötigen, sondern unter den Regalen durchfahren, können die Regale Kante an Kante stehen. Das Ergebnis: 25 Prozent der Fläche werden eingespart.
Ergonomischer, effizienter, flexibler: der Supermarkt der Zukunft
Mit Flexibilität spricht Axel Bley die Wandlungsfähigkeit des Supermarkts der Zukunft an: Verändern sich Bauteile oder kommen neue hinzu, lässt sich das schnell und ohne großen Aufwand integrieren. „Alle Regale sind mobil. Ob Regal A neben Regal B steht, oder neben Regal C, spielt damit keine Rolle mehr“, erklärt der Logistiker. „Bei der steigenden Teilevielfalt ist es enorm wichtig, dass wir flexibel reagieren können.“
Hanrieder und seine Kollegen schätzen vor allem die gesteigerte Ergonomie und Effizienz des neuen Systems: „Die Wegezeit macht einen Großteil meiner Kommissioniertätigkeit aus. Ich freue mich, wenn das in Zukunft wegfällt und unsere Arbeit effizienter wird.“ Da sich für die Kommissionierer künftig auch das Schieben des beladenen Rollwagens durch Regalreihen erübrigt, wird der Arbeitsplatz zudem ergonomischer.
Fahrerlose Transportsysteme laden induktiv
Für Hanrieder ist gleich Schichtende, die FTS hingegen arbeiten bereits in der ersten Test-Live-Phase alle drei Schichten durch. Sieben Stunden können sie dabei im Dauereinsatz laufen. Sobald der Akku zu Neige geht, fahren sie selbstständig in die induktive Ladestation. „In der Pilotphase hat das gut funktioniert. Wenn wir in den Serienbetrieb starten, werden die FTS sogar während des Fahrens induktiv laden“, sagt Bley. Im Spätsommer steht der nächste Schritt für Hanrieders Abteilung an: Dann starten sie als erste Abteilung bei Audi in den Serienbetrieb. Der logistische Supermarkt der Zukunft ist also bald Gegenwart.
- Das System passt sich dem Arbeitstempo von Kommissionierer Hanrieder an. Erst wenn er alles eingeordnet hat, wechselt das Regal.
- Hanrieder stellt die Bordliteratur, also alle Unterlagen, die sich im Handschuhfach des Autos befinden, zusammen.
- Auf ihrem Weg zum Arbeitsplatz des Kommissionierers orientieren sich die FTS an QR-Codes am Boden.
- Die Anordnung der Regale spielt im Supermarkt der Zukunft keine Rolle mehr. Für eine effiziente Anordnung sorgt das zentrale Steuerungssystem.
- Auch schwerere Behälter sind für die FTS kein Problem: Sie schaffen eine Last von 600 Kilogramm.
- In der Pilotphase laden die FTS induktiv an einer festen Ladestation. Im Serienbetrieb werden sie aber während des Fahrens laden.
Ähnliche Beiträge
Schreibe einen Kommentar
Wenn Sie zum ersten Mal im Blog kommentieren, müssen Sie einmalig Ihre Identität bestätigen. Dazu erhalten Sie eine E-Mail mit einem personalisierten Link, den Sie für die Verifizierung Ihrer Angaben bitte aufrufen. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht oder an Dritte weitergegeben.
















Kein Kommentar bisher.